Die Fotofreunde Leibnitz baten für eine Ausstellung ehemals geflüchtete Menschen vor die Linse.
Ein Ort zum Reden über Grenzen hinweg, Rat suchen und aufgefangen werden – das war die Evangelische Kirche Leibnitz schon immer. Besonders im Jahr 2015, als sich tausende Menschen auf der Flucht befanden, wurde die Evangelische Kirche Leibnitz für viele Hilfesuchende zum „Zufluchtsort“. Mit kleinen Taten wurde Großes bewirkt: Eine warme Suppe oder eine Strumpfhose bei Minustemperaturen können in großer Not buchstäblich Menschenliebe im Körper speichern, die niemals erlischt.
Seither sind neun Jahre vergangen und für viele Hilfesuchende ist die Evangelische Kirche zum unentbehrlichen Anker geworden.
Das Gute sehen
Unter dem Motto „Das Gute sehen“ öffneten die Fotofreunde Leibnitz die Augen der Besucher in der Evangelischen Kirche Leibnitz ganz weit. In einer beeindruckenden Schau mit Hintergrundinformationen wurde das Leben ehemals geflüchteter Menschen in den Fokus gerückt. „Es war ein wirklich bezaubernder und wohlwollender gemeinsamer Abend“, wie es Pfarrerin Marianne Pratl-Zebinger mit persönlichen Worten zum Ausdruck brachte. Für manche war es ja wie ein kleines „Klassentreffen“.
„Ich habe einen Moment beobachtet, wo Sajjad seiner ehemaligen Deutschlehrerin Harris um den Hals gefallen ist. Schade, dass solche Augenblicke so vergänglich sind und nicht ständig unsere Zeitungen füllen: Ein dankbarer afghanischer Mann umarmt eine zarte ältere Dame mitten in einer Kirche und zeigt ihr stolz seine Kinder, die damals – als er hier im Haus Deutsch gelernt hat – noch gar nicht da waren“, zeigt sich Pratl-Zebinger tief berührt von den wundervollen Begegnungen.
In Sicherheit
„Ich erinnere mich noch gut, wie wir um manche dieser Kinder gezittert haben: Ob Asyl zugesprochen wird und ob die Väter sie aus irgendwelchen schwindligen Flüchtlingslagern werden nachholen können. Mich überkommen nach wie vor die Glücksgefühle, dass sie da sind und sie in Sicherheit sind“, dankt die evangelische Pfarrerin allen an der Ausstellung beteiligten Fotofreunden und Ehrenamtlichen, die ihre wertvolle Zeit anderen schenken.
„Danke, dass ihr uns diese Momente geschenkt habt!“, betont sie. Die Ausstellung kann noch eine Weile besichtigt werden. Die Fortsetzung der Reihe „Das Gute sehen“ folgt am 27. Juni.
Waltraud Fischer