Sehr geehrte Damen und Herren,
Österreich hat sich in Sachen Gewalt gegen Frauen einen Namen gemacht. Die Spitze des Eisbergs sind 9 Femizide, die heuer bereits in Österreich geschehen sind. Und dabei ist erst ein Drittel des Jahres vorüber. Das heißt, es wird heuer wieder mit 27 Frauenmorden österreichweit zu rechnen sein. Die Steiermark führt zur Zeit mit drei Femiziden die heurige Statistik an. Wobei sich vorige Woche noch ein vierter Todesfall bei der Flucht des Möders mit dem Auto ergab.
Sind wir noch zu retten?
Es scheint, dass der politische Wille gänzlich fehlt, denn weder wird Gewaltprävention an Kindergärten und Schulen betrieben, noch werden Beratungs- und Schutzeinrichten in der Steiermark wesentlich ausgebaut. Auch die Politik äußert sich weiter nicht zum Thema. Frauenprojekte sind – man sieht es – nicht spannend genug. Feminismus geht uns alle an. Das halten viele für eine Parole, die mit der Realität in keinerlei Verbindung steht. Um Aufklärung ist eine Minderheit vom Feministinnen bemüht, die gerne als nicht ganz ernst zu nehmen abgetan wird. Ein respektloser Umgang mit Frauen in politischen Ämtern sorgt dafür, dass die Frauenquote bei Verantwortungsträgern niedrig bleibt. So einen Watschentanz wie führende Frauen ihn zur Zeit in der Öffentlichkeit erleben, das wollen sich viele von uns nicht geben. Frauenbashing ist schick geworden in Österreich.
Offensichtlich passt alles so, wie es ist. Frauen leben halt den Tick gefährlicher. Denn im Gegensatz zur herkömmlichen Meinung, es wäre leichtsinnig im Minirock und spät nachts alleine nach Haus zu gehen, ist statistisch gesehen der gefährlichste Platz für eine Frau das eigene zu Hause. Denn die Femizide werden meist von Verwandten bzw. ehemaligen Lebensgefährten, also den Menschen, die die Frauen eigentlichen lieben (sollten), begangen. Verniedlichend nennt man den Femizid dann Beziehungstat.
Es kann also nicht genug sein, anlässlich jeden weiteren Frauenmordes in der Öffentlichkeit Bestürzung zu markieren und so weiterzuwurschteln wie bisher.
Mädchen und Frauen haben das Recht auf ein Leben in Sicherheit, gerade in den eigenen vier Wänden.
Wir ersuchen Sie, mit uns gemeinsam gegen Gewalt an Mädchen und Frauen vorzugehen.
Spielen Sie das Thema auf! Besuchen Sie uns vor Ort in der Leibnitzer Frauenberatungsstelle, der einzigen ihrer Art im Umkreis von 35 Kilometern.
Wie leben Frauen am Land? Wie kommen sie mit ihrer Situation zurecht? Welche Mühen nehmen sie auf sich, um zu einer Beratung zu kommen?
Gerne stehen wir Ihnen Rede und Antwort und gewähren Ihnen Einblick in unseren Arbeitsalltag.
Die statistisch spannenden Fragen „Welches Bundesland wird es treffen? Wo wird sich der nächste Femizid ereignen?“ werden bald eine Antwort erhalten. Dann wird es uns wieder ein bisserl gruseln – und hoffentlich handelt es sich nicht um eine Frau aus unserem direkten Lebensumfeld. Aber was kann man machen?
Im Anhang finden sie den engagierten Artikel von Maria Rösslhumer zum Thema toxische Männlichkeit.