Kathrin Steiner-Hämmerle schildert uns heute, am 12. 4.2023, in der steirischen Kleinen in der Rubrik AUSSENSICHT die Innensicht einer österreichischen Akademikerin, einer Frau. Schön, dass sie auf einer Doppelseite so viel Platz bekommt, nämlich den gesamten linken Randstreifen. Denn natürlich ist sie es, als Frau, die auf eine Schieflage in der Gleichberechtigungsoptik hinweist, auf geringe Frauenquoten im burgenländischen Landtag und in Parteiclubs ganz allgemein. Böhmermann bezeichnet im öffentlichen deutschen Fernsehen (ZDF 2.12.2022) Feministinnen als Turds (Scheißhaufen) und Nazis (Frauenrechtlerinnen wie die von EMMA), während sich weltweit Frauen darum bemühen, die offensichtlich grassierende Angst vor kämpferischen Frauen, Feministinnen, zu dämpfen. Heerscharen von Wissenschaftler:innen arbeiten die Sache statistisch valide recherchiert auf – und ernten damit bestenfalls Böhmermann-Häme. Daten und Fakten sind doch längst bekannt, Frauenteilhabe in allen ökonomisch profitablen Bereichen ist rückläufig. Man bemüht sich nicht einmal mehr um Geschlechtergerechtigkeit. Feminismus WTF! Was bedeutet es für unsere wohlausgebildeten, gutgläubigen Töchter, dass wir es in einem halben Jahrhundert nicht geschafft haben, flächendeckend Kinderbetreuung zur Verfügung zu stellen, dass ehrliche Absichten und Engagement in allen politischen Bereichen für Frauen die üblichen Diskussionen um Aussehen und Alter mit sich bringen? Das bedeutet, dass strukturelle Gewalt in Österreich ein anerkanntes und außerordentlich gut funktionierendes Prinzip ist. Seit 30 Jahren schreibe ich Leserinnenbriefe, wenn eine ganze oder doppelte Seite von männlichen Leserbriefschreibern eingenommen wird. Hat sich dadurch etwas geändert? Nein.
Die Redaktion hat mir im Laufe der Jahre einige Male geantwortet:
a) Frauen schreiben nicht so oft wie Männer. Ich solle doch in meinem Freundinnenkreis die Frauen zu mehr Eingaben ermutigen.
b) Die Leserbriefredaktion wird von Frauen geleitet. Die wählen halt die Briefe aus. Da kann man nichts machen.
c) Es geht doch nur um den Inhalt und nicht ums Geschlecht. Frauen diskutieren eben lieber Pflege und Tierschutz, und Männer äußern sich zu Politik und Wirtschaft.
Gleiche Chancen und Teilhabe entstehen in einer Gesellschaft nicht automatisch. Gebärfähigkeit führt aber sehr offensichtlich zu Benachteiligung. Frauen erfahren nicht natürlicherweise eher Gewalt und Armut. Wer hat´s erfunden? Wir selbst waren das. Wir perpetuieren ein System aus Ungerechtigkeiten, so dass Frauen immer wieder von vorne anfangen müssen. „Klima-Shakira sucht die große Liebe“ (https://www.20min.ch/story/jetztsucht-klima-shakira-die-grosse-liebe-das-musst-du-mitbringen-866408981662) titelt Österreich zum Engagement der Klimaaktivistin. Fremdenrecht und Ökoschutz können nur Männer salonfähig machen. So sehen wir eine Außensicht, die mit der Innensicht überhaupt nicht kompatibel ist. Das fällt uns nicht auf, denn so funktioniert österreichische Politik. Auf derselben Seite wie Kathrin Steiner-Hämmerle macht sich Pismestrovic über den SPÖ- Dreikampf lustig. So kommt Rendi-Wagners Mut und Expertise in der Öffentlichkeit an: drei
Personen rittern um den Parteivorsitz. Gleichberechtigt? Karikiert Pismestrovic den Blick von außen? Denn diese Karikatur versinnbildlicht nicht demokratisch gewählte Autorität und Parteivorsitz, sondern stellt das Frauenansehen in der österreichischen Politik dar. So typisch. So tragisch.
Eva Surma,
Frauenberatungsstelle