Lustige Party nördlich von Graz endet für ein Mädchen mit einer brutalen Vergewaltigung, die sie ihr Leben lang nicht vergessen wird. In unseren Köpfen laufen Bilder, was wohl passiert sein mag. Wie brutal war es wirklich, wenn sie dann noch nach Hause flüchten konnte?
Der Bursch wird ausgeforscht und der Justiz zugeführt. Aber das ist schon nicht mehr so interessant. Ob der schon sitzt, oder welches Strafausmaß ihm droht, ist nicht von öffentlichem Interesse.
Wichtig ist, dass alle Welt erfährt, wie gefährlich es für junge Frauen in Österreich sein kann, nicht achtsam zu sein und sich stark zu fühlen. Österreich rangiert als eines der Schlusslichter, was Frauensicherheit in Europa angeht. Traurig. Aber was kann man machen? Es ist ein bisschen so wie mit allen Feminismusthemen: Gender-Pay-Gap, flächendeckende Kinderbetreuung, Warteschlange vor dem Damenklo. Das sind halt Dinge, die sind nicht so einfach, wie die Atomkraft oder ein bemannter Flug zum Mond.
Seit Generationen fürchten sich Frauen vor dem Nach-Hause-Weg im Dunkeln.
Seit Generationen sind es solche Stories von Massenaufläufen, bei denen es Frauen ans Geschlecht geht, die Boulevardmedien die Auflagezahlen bescheren.
Vermutlich herrscht ein Zusammenhang zwischen dem Phänomen, dass Frauen sich fürchten müssen, während Männer nur schlau genug sein müssen, um sich nicht erwischen zu lassen.
Während Frauen sich von Männern bloß nicht erwischen lassen sollen. Um ihre Jungfräulichkeit zu wahren, müssen Mädchen einiges in Kauf nehmen. Sie müssen früh über sich und ihre Gebärfähigkeit Bescheid wissen, damit sie sich schützen können. In manchen Kulturen müssen Frauen ihr Haar unter einem Kopftuch verstecken, um nicht Gefahr zu laufen, auf offener Straße getötet zu werden. Bei uns müssen Mädchen lediglich nachts nicht allein auf die Straße gehen. Und wenn sie schon allein unterwegs sind, dann bitte um Himmelswillen nicht in High Heels und Minirock. Das ist ja geradezu eine Einladung für Männer, die an sich wahrscheinlich ganz harmlos wären. Denkt doch ein bisschen nach! Benehmt euch! Ja ist denn das zu viel verlangt, fragt man sich angesichts der Berichterstattung.
So nimmt die Öffentlichkeit teil an den Problemen der Frauen, am unermüdlichen Gezeter der Feministinnen, und wir warten auf den nächsten Femizid. Das Spannende daran ist allerdings nicht, in welchem Bundesland die nächste Frau getötet wird. Denn mit ziemlicher Sicherheit kann gesagt werden, dass auch der nächste Femizid sich wieder „zu Hause“, in den eigenen vier Wänden, ereignen wird. So gerne Mädchen und Frauen auch vor dem großen Unbekannten, dem wildfremden Vergewaltiger, dem psychopathischen Gewalttäter, Angst gemacht wird: Die wahre Gefahr geht von den aktuellen oder ehemaligen Partnern und Familienangehörigen der Mädchen und Frauen aus.
Es hat also den Anschein, als ginge es den Medien gar nicht um Information, sondern allein darum, die Angst der Frauen als Lebenseinstellung zu perpetuieren, um sie bloß nicht auf den Gedanken kommen zu lassen, dass sie ein Recht auf ein freies und selbstbestimmtes Leben hätten.
StoP der Partnergewalt. Informieren Sie sich! Gewalt darf nicht zum Alltag werden!